Regionale Reststoffe der Hopfenernte sind der Rohstoff, aus dem ein Gründungsteam an der TU München nachhaltige Baustoffe entwickelt. Akustikplatten aus Hopfen sollen bereits in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Ob beim Bau von Gebäuden, beim Abbau und Transport von Rohstoffen oder bei der Herstellung von Baustoffen wie Beton: Die Bauwirtschaft verursacht enorme Mengen an Treibhausgasen und verbraucht laut Umweltbundesamt mehr als 70 % aller in Deutschland abgebauten Rohstoffe. Um Ressourcen und Umwelt gleichermaßen zu schonen, gewinnen nachwachsende Baustoffe wie Holz, Stroh oder Hanf zunehmend an Bedeutung. Studierende der Technischen Universität München (TUM) arbeiten derzeit an einem Baustoff, der aus regionalen Reststoffen hergestellt werden kann und damit lange Transportwege und Treibhausgase vermeidet.
Hopfenreste aus der Region als Rohstoff
Auf der Suche nach regionalen Rohstoffen, die sich als Baumaterial eignen, stieß das Gründungsteam von HopfON auf Hopfen – genauer gesagt auf die Reststoffe, die bei der Ernte im nahegelegenen, weltweit größten Hopfenanbaugebiet, der Hallertau, anfallen und nicht zum Bierbrauen benötigt werden. „Das bringt neben dem ökologischen auch einen Kostenvorteil“, sagt Marlene Stechl, die neben Matthias Steiger, Thomas Rojas Sonderegger und Mauricio Fleischer Acuña zum Gründungsteam von HopfON gehört.
Materialtests bestätigen Eignung von Hopfen als Baumaterial
Unterstützt von Architekturprofessor Niklas Fanelsa konnte das Quartett im Bioregional Design Lab der TUM erste Materialtests durchführen. Schnell war klar, dass sich die Pflanze, die hauptsächlich zum Bierbrauen verwendet wird, auch als Baustoff eignet. Ähnlich wie beim Hanf, zu dessen Gattung der Hopfen gehört, sorgt die faserige Struktur des Hopfens für eine gute Zugfestigkeit, die vor allem für Akustikplatten, Dämmstoffe und Baupaneele benötigt wird. Der hölzerne Kern der Pflanze, die sogenannten Schäben, sorgen wiederum für die nötige Druckfestigkeit. Und auch in Sachen Wärmedämmung und Entflammbarkeit überzeugte das Hopfenmaterial im Test.
Unternehmensgründung und erste Produkte für 2024 geplant
Mit seiner Idee gewann das HopfON-Team den mit 15.000 Euro dotierten ersten Platz beim TUM IDEAward 2022. Mit dem TUM Booster Grant erhielt das Team zudem eine einjährige Förderung in Höhe von 45.000 Euro sowie zwei Prototyping Grants des Zentrums für Gründung und Innovation an der TUM, UnternehmerTUM. Mit dem Startkapital will das HopfOn-Team 2024 ein Unternehmen gründen. Ziel des Quartetts ist ein recycelbarer Baustoff, der ohne künstliche und schwer lösliche Zusatzstoffe auskommt. So könnten die Baustoffe aus Hopfen am Ende ihrer Nutzung in ihre Bestandteile zerlegt und wieder für neue Produkte verwendet werden. „Wir arbeiten daran, dass wir irgendwann eine ernsthafte Alternative zu konventionellen Baumaterialien anbieten können“, sagt Stechl. Noch in diesem Jahr wollen die Studierenden erste Akustikplatten aus Hopfen zur Schalldämmung auf den Markt bringen.