Textilien
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Neue Horizonte für die Textilbranche

Am Technikum Laubholz in Göppingen ging eine Pilotanlage zur Herstellung von Hochleistungsfasern aus Buchenzellstoff in Betrieb.

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Die Modeindustrie ist für 5% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Auch der Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung beim Färben sowie die Abfallberge nach dem Gebrauch der Textilien belasten die Umwelt. Doch die Textilindustrie befindet sich im Wandel – nicht zuletzt, weil Kundinnen und Kunden zunehmend Wert auf nachhaltig und fair produzierte Kleidung legen.

Eine Alternative zur Baumwolle ist Holz. Mit der Eröffnung der neuen Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus Buchenholz will das Technikum Laubholz (TLH) in Göppingen die Wende der Textilindustrie in Richtung Nachhaltigkeit vorantreiben.

Innovatives Holzaufschlussverfahren

In der Anfang August eingeweihten Nassspinnanlage wird die aus Buchenzellstoff gewonnene Textilfaser „Woodbased Textile Fiber – kurz WDBSD TX“ hergestellt. Dabei handelt es sich um eine innovative Hochleistungsfaser, die durch ein neuartiges, bereits patentiertes Holzaufschlussverfahren gewonnen wird. „Mit der neuen Pilotanlage zur Herstellung von Textilfasern aus heimischem Buchenholz gehen wir innovative Wege und werden die Textilindustrie revolutionieren“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (MdL), bei der feierlichen Einweihung.

Geschlossener Rohstoffkreislauf ohne Abfallströme

Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher sorgt das Verfahren für einen geschlossenen Rohstoffkreislauf ohne Abfallströme. Zum einen werden für die Herstellung der Textilfasern Rohstoffe aus der regionalen Forstwirtschaft verwendet. Aufgrund eines effizienten Prozess-Steuerungs- und Lösungsmittel-Recycling-Systems können zudem Wasser und Lösungsmittel wiederverwendet werden. Als Lösungsmittel kommt eine ionische Substanz zum Einsatz, die ungiftig und ökologisch unbedenklich ist und zu 100% recycelt werden kann.

Beitrag für Nachhaltigkeit und Umweltschutz

„Es ist inspirierend und erfüllend zu sehen, welch transformative Wirkung diese nachhaltige Technologie in verschiedenen Branchen entfalten wird. Mit WDBSD TX revolutionieren wir nicht nur Fasern. Wir gestalten aktiv eine greifbare und nachhaltigere Zukunft“, so Rolf Moors, Leiter Faserbasierte Biopolymerwerkstoffe des TLH.

Die Textilfasern aus Buchenholz können nach Angaben der Forscherinnen und Forscher vielseitig eingesetzt werden – als technische Textilien in der Automobilindustrie, in der Medizin, für Hygieneartikel und auch zur Herstellung von Alltags- und Sportbekleidung. „Wir sind stolz darauf, eine wegweisende Technologie entwickelt zu haben, die nicht nur die Textilindustrie revolutionieren wird, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Umweltschutz leistet", so Ludwig Lehner, THL-Vorstandsvorsitzender.

Das Technikum Laubholz wurde 2020 vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gegründet. Im Fokus steht die Entwicklung innovativer und marktfähiger Prozesslösungen für laubholzbasierte Produkte wie Carbonfasern aus Holz.